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Illustrationen / Textstelle

L
iebe Leser und Leserinnen
Es gibt bereits die ersten Rückmeldungen und Kommentare zu meinem Projekt-Blog. Das freut mich sehr, da es mir erstmals zeigt, dass dieses Medium tatsächlich als Sender und Empfänger für meine gestalterische Arbeit funktioniert. Ich bin wirklich dankbar für Meldungen, Anregungen, Tipps und natürlich konstruktive Kritik.
Nun möchte ich aber unmittelbar dem Wunsch eines Lesers nachgehen (Eberhard, Kommentar 28.05), und einen Ausschnitt aus dem Buch Präsentieren. Dem folgenden Kapitel aus dem ersten Teil des Buches verdanke ich die Inspiration zu den anschließend gezeigten Fotoarbeiten.

Kapitel 16 / 1. Buch

In dem über Körperbemalung gesprochen wird

Claude Bidet beherrschte die Körperbemalung perfekt, er war einer der Besten. Er konnte eine Frau – ich glaube, er arbeitete nur mit Frauen –, eine Schönheit, der du die Füße küssen würdest, in eine Backsteinwand verwandeln, naturgetreu, detailbesessen – jedes Pferd hätte vor dieser Hürde gescheut.

Einst im Frühling stellte er ein junges Mädchen, der die Brüste knospten, in einen blühenden Apfelbaumgarten. Hätte sie nicht reife Äpfel getragen, hättest du kein Mädchen darin vermutet. Du hättest schlicht gesagt, es ist ein schönes Bild von einem Apfelbaumgarten.

Im Winter ging er im Engadin auf den Piz Palü. Fotografen, Assistenten und drei Models begleiteten ihn. Im klaren Licht, dem fernen Blau des unbewölkten Himmels, schuf er aus den schönen Körpern Schneewehen – Ihr hättet sie sehen sollen, diese fließenden Übergänge zu den weißen Wänden in der klaren Luft, dass, hätte die Haut nicht gefröstelt und sich damit in seiner Oberflächenstruktur von der umgebenden weißen Pracht abgehoben, Ihr von den weichen Schneewehen gesprochen hättet, die Ihr im Bett euch gewünscht hättet.Bodypaint_snow1_Blogsice

Er inszenierte seine Kunst mit großem Aufwand; die Kundschaft dankte es ihm. Der Wert der Fotografien stieg, Industriekonzerne unterstützten ihn mit großzügigem Sponsoring. Im Gegensatz zu Ray Aftermans Konzept „Face to face“ fühlte sich Herr Bidet von der Schönheit des weiblichen Körpers angesprochen; er wollte die Schönheit in alle Dinge transportieren. Ein Konzept wie dieses wird allgemein belohnt.

Er erhielt von Humanpro, einem Pharmakonzern in der Nähe von Basel, den Auftrag zur Erstellung eines Jahreskalenders; Geld spiele keine Rolle, wurde noch betont, er müsse nur besser werden als der von Pirelli.

Detailverliebt machte sich Claude Bidet an die Arbeit. Er fuhr in die Mongolei, er fuhr nach Island zu den Geysiren, Alaska ließ er nicht aus. Als er seine Mappe präsentierte, waren die Damen und Herren von Humanpro von den Socken. „Großartig“, sprachen sie, „großartige Natur! Doch wo sind die nackten Weiber?“

Es gab keine nackte Haut zu sehen, keine Titten hingen in den Tropfsteinhöhlen von Postojna, kein wohlgeformter Arsch durchbrach die Dünen in Mauretanien. Das Mimikry war perfekt, die nackten Weiber waren so exakt mit dem Hintergrund verwoben, dass niemand sie mehr sah. So perfekt war das gemacht, dass die Damen und Herren von Humanpro Herrn Bidet in das Gewissen redeten: „Natur schon, aber mit nackten Weibern oder zumindest einer Andeutung davon!“

Claude Bidet maulte zwar, hatte seine Kunst doch ihren Höhepunkt erreicht, aber er wusste, Geld bestimmt den Wert der Kunst und nicht die Idee dahinter.

Er fuhr noch einmal in die Wüste. Morgens, beim grellen Licht der Sonne aus dem Osten, wenn die Dünen ihre langen Schatten in den Westen warfen, legte er seine Models in den Sand. Berühmt wurde dieses Bild als Juli: Düne, langer Schatten und ein unendlich blauer Himmel; in der Düne konntest du die Sandkörner zählen, so klar war die umgebende Luft. Im gelben Sand standen ein Paar Stöckelschuhe in Rot, etwas weiter darüber, aber genau am richtigen Platz, eine rote spitzenbesetzte Unterhose und zwei rote Handschuhe winkten dir zu, der rechte schon halb herab gezogen. Alles, was Haut war, verschwand im Sand und wurde nicht wahrgenommen.

Den Mai verlegte er in die Toskana: Eine Hügelkette im Hintergrund, auf der linken Seite ein Hang mit alten Weinstöcken, von frischen Blättchen belaubt, in der Frontale Olivenbäume, uralt und aufgerissen. Ein knorriger Stamm trat besonders stark nach vorne, hatte er doch ein weißes Höschen an.Bodypaint_oliv_Blogsice

In der Serengeti passierte dann das Missgeschick. Alles passte zusammen: die niedrig geduckte Baumgruppe im weiten flachen Land, der einsam und dürr stehende Baum am Rand mit den großen schwarzen Vögeln und langem Hals, die Gruppe von Löwen am Schmausen: Sie zerrten an ihresgleichen, was Löwen sonst nicht tun; wenn, ja wenn die Löwin, in den die Artgenossen ihre spitzen Zähne einschlugen, nicht grüne Stiefel angehabt und ein grüner Federhut ihren Kopf bedeckt hätte.

„Die Tiere haben das Mimikry durchschaut!“, sagte Herr Bidet später zu seinen Richtern. „Aber ohne Stiefel und Hut wäre sicher nichts passiert!“

7 Kommentare

    • jakob sagt

      Liebe Uschi

      Schön daß du den Blog besucht hast, und hoffentlich bleibst du auch weiterhin dabei.
      Wenn du Fragen zum aktuellen Entwicklungsstandes des Buches, bin ich gerne bereit
      weiterführende Fragen zu beantworten.
      Ganz liebe Grüße.
      Jakob

  1. Eberhard Maier sagt

    Hallo jakob. Danke.
    Ich bin tatsächlich hungrig. Kommt da noch mehr?

    Nur eine weitere Frage, die du am anfang deines blogs gestellt hast: was ist mit dem © ? scheint mir angebracht.
    Hat sich der autor bei dir gemeldet?

    Mach weiter! Der Typ wird sich schon melden, wenn die Lunte brennt.
    Hier ein link zu burning man: david best, artist,burning man temple designer schrieb in seinem Vorwort : burning man is different….once it’s burned,it’s gone.there is no illusion that it’s here forever.

    • jakob sagt

      Lieber Eberhard
      Als du dein Kommentar gepostet hast, am 13. Juni, tappte ich wohl noch gänzlich im Dunklen, was deine Frage angeht. Doch jetzt, heute, wo ich meine Kiste Starte um meine Arbeit am Museum fortzusetzen, erwartete mich bereits eine ungeheure Überraschung.
      Es ist die Antwort. Zumindest hoffe ich das. Mit diesem Moment könnte das Projekt eine Wende nehmen und in die Gewässer der Gewissheit segeln. Sofern die Person die sich bei mir als Ghimel Lehmig gemeldet hat auch wirklich wahr ist. Bleib dran Eberhard, jetzt wird es spannend.
      Lieben Gruß Jakob

  2. Ghimel Lehmig sagt

    Turin, 5.Juli 2016
     
    Jakob, Jakob…
    Was soll ich da nun sagen.
     
    Ich sitze in meinem Cafe in Turin, nahe dem Museo Egizio, und trinke einen Espresso – ohne – nicht korrigiert , dazu ein Glas Wasser und stöbere im Internet, tippe gedankenlos „das galaktische Museum„ in die Tastatur, und … was soll ich da nun sagen? Da hat ein Jakob das einzige gebundene Exemplar meines Buchs „ das galaktische Museum „ , das ich meiner Mutter zum Geburtstag schenkte, gefunden und stellt es ins Internet.

    Meine Recherche im Internet brachte als Ergebnis :
    domain:         das-galaktische-museum.at
    registrant:     EVRE10566093-NICAT
    admin-c:        EVRE10566093-NICAT
    tech-c:         GG702595-NICAT
    tech-c:         JK541251-NICAT
    nserver:        ns1.world4you.at
    nserver:        ns2.world4you.at
    changed:        20160118 17:33:14
    source:         AT-DOM

    personname:     Jakob Pock
    organization:   eeza (vorm. RAM) Entwicklung und Erforschung zeitgenoessischer Ausdrucksmittel
    street address: Schillerstrasse 31
    postal code:    8010
    city:           Graz
    country:        Austria
    nic-hdl:        EVRE10566093-NICAT
    changed:        20160118 17:33:07
    source:         AT-DOM
     
    Jakob, Jakob…passt eigentlich zu Ghimel, wenn wir Freunde wären. Sind wir das? Bitte warte, … ich hab mir nun doch einen korrigierten Espresso bestellt.
     
    Es sind 15 Jahre vergangen, seit ich das Buch aus der Hand legte. In der Kiste ist es gelandet, dort wo alle meine literarischen Baustellen landen, das dachte ich. Und nun?
     
    Ich sitze und trinke und denke. Ja Jakob. Es ist schwer für mich.
     
    Ich bin von allem nur ein Teil. Ein Teil Autist. Ein Teil Literat. Ein Teil Großmaul.
    Ich scheue das Rampenlicht. Ich liebe – ja ich habe richtig geschrieben – ich liebe schwer, das musst du mir glauben. Es ist die Wüste, die mich ernährt. Mein Tun, wie alles Tun, geschieht, ohne mein Zutun. Die Ewigkeit hab ich hinter mir. Die Zukunft ist mir gewiss.
     
    Wenn es denn sein muss: Jakob, geh deinen Weg. Wenn Du es wert hältst, das galaktische Museum zu illustrieren und ein Buch zu drucken, helfe ich Dir mit allen meinen Kräften: das heißt …mit Substanz. Den Content erkläre ich Dir in meinen nächsten E-Mails. Ich denke noch darüber nach und geh zu meiner nächsten literarischen Baustelle in das ägyptische Museum, zu Kha und Merit, die sich einstmals liebten und dies heute noch tun. Ihren Gesprächen will ich lauschen, ihre Gesänge sind göttlich.
     
    Ich melde mich wieder.

    Ghimel Lehmig

    • jakob sagt

      Lieber Ghimel

      Wenn du wirklich der bist für den du dich ausgibst, und bitte sei mir nicht böse dass ich das so formuliere, es ist eine sehr offene Plattform, ich bin erst am Anfang, und man hört ja so manches. Trotzdem möchte ich jetzt daran glauben, und fühle mich dabei wie ein Wissenschaftler der NASA der gerade die erste Antwort auf die Arecibo Botschaft in seinem Kopfhörer vernommen hat. Das wiederum würde bedeuten dass du direkt aus dem Galaktischen Raum, dem Kugelsternhaufen M13 zu mir funken würdest. Eine verdammt schöne Vorstellung.
      Nun Gut, jetzt muss ich meine Gedanken ordnen, geht alles etwas drunter und drüber. (wie, was, weiter, erster- zweiter- dritter Schritt, Fragen über Fragen) melde mich aber a.s.a.p. in diesem Blog zurück.

      Herzliche Grüße
      Jakob

  3. Eberhard Maier sagt

    hallo jakob. der typ, der sich aus turin gemeldet hat, ist ghimel lehmig. woher ich das weiß ist einfach : die sprache verrät ihn. deswegen wollte ich eine textprobe haben. in deiner textprobe schreibt er über die körperbemalung: Er konnte eine Frau …, eine Schönheit, der du die Füße küssen würdest, in eine Backsteinwand verwandeln, naturgetreu, detailbesessen – jedes Pferd hätte vor dieser Hürde gescheut. in dem kommentar schreibt er: Jakob, Jakob…passt eigentlich zu Ghimel, wenn wir Freunde wären. Sind wir das? Bitte warte, … ich hab mir nun doch einen korrigierten Espresso bestellt.
    das ist eine handschrift und eine persönliche denkweise. ich bin neugierig, wie das weiter geht.
    darf ich noch eine kritik anbringen: dein blog ist für mich ein durcheinander. ich vermisse den faden. ich bemühe mich und finde mich nicht zurecht.

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